Tierpark Sababurg stellt Schweinehaltung als präventive Schutzmaßnahme gegen ASP ein
| Herausnahme des Bestands soll mögliche Betriebsschließung und regionale Seuchenausbreitung der Afrikanischen Schweinepest verhindern | 
Der Tierpark Sababurg gibt heute eine schwere, aber notwendige Entscheidung bekannt, die in enger Abstimmung mit dem Landkreis Kassel und dessen Fachbereich Veterinärwesen- und Verbraucherschutz getroffen wurde: Als präventive Schutzmaßnahme gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) wird der Park die Haltung seiner Wildschweine, Deutschen Sattelschweine, Hängebauchschweine und Wollschweine aufgeben müssen. „Wir stehen in der Verantwortung für die Zukunftsfähigkeit unseres Parks und für die Gesundheit der Tierbestände in der gesamten Region. Angesichts des anhaltenden Ausbreitungsdrucks der ASP ist das Risiko eines Seucheneintrags für uns nicht mehr vertretbar. Die Entscheidung, unsere Schweinehaltung aufzugeben, ist uns nicht leichtgefallen. Sie ist jedoch eine unumgängliche Maßnahme, um die Existenz des Parks zu sichern und unserer Verantwortung gegenüber der benachbarten Landwirtschaft nachzukommen", erklärt Betriebsleiter Uwe Pietsch.
Die afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich seit geraumer Zeit nicht nur in Südhessen, sondern seit Juni 2025 auch in an Hessen angrenzenden Landkreisen in Nordrhein-Westfalen weiter in Richtung des Landkreises Kassel aus. Die positiven Fälle bei Wildschweinen rücken von Nord-West immer weiter an den Landkreis heran. Der Landkreis Kassel hat umfangreiche Vorsorgemaßnahmen für den Fall des Eintrags der ASP in die hiesige Schwarzwildpopulation getroffen. Trotzdem bleibt das Risiko einer Einschleppung des Erregers hoch, weil hier der Faktor Mensch eine große Rolle spielt. Die ASP-Ausbrüche in Südhessen und NRW basieren auf Virustypen, die entweder aus Südosteuropa oder Süditalien stammen. Diese Fakten sprechen dafür, dass der Mensch wesentlich an der Verteilung des ASP-Virus beteiligt ist.
Es wird ausdrücklich betont, dass es keinen aktuellen Seuchenfall im Tierpark gibt. Die Entscheidung ist rein präventiver Natur, basiert auf einer Neubewertung der Risikolage und geschieht im Sinne des Tierwohls, um unnötiges Leid im Fall eines Seucheneintrags zu verhindern.
Der Tierpark Sababurg ist im Landkreis Kassel ein Besuchermagnet und zählt jährlich mehr als 300.000 Besucherinnen und Besucher. Er beherbergt verschiedene Hausschweinerassen sowie ein Wildschweingehege. „Der Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz hat dem Tierpark dringend dazu geraten, alle Schweine präventiv zu entnehmen, um das Risiko eines Eintrags der ASP in den Landkreis zu minimieren“, erklärt Amtsleiterin Dr. Sabine Kneißl. Sollte das ASP-Virus im Tierpark nachgewiesen werden, hätte dies weitreichende Konsequenzen:
- Behördliche Anordnungen: Gemäß den geltenden Seuchenschutzverordnungen wäre eine amtliche Anordnung zur Tötung aller Schweineartigen sowie eine sofortige Schließung des gesamten Parks für mehrere Monate für den Besucherverkehr die zwingende Folge.
- Regionale Verantwortung: Der Tierpark würde im Seuchenfall zu einem Risiko für die gesamte Region, insbesondere für die umliegenden landwirtschaftlichen Betriebe mit Schweinehaltung. Es müssten eine 3-Kilometer-Schutzzone und eine 10-Kilometer-Überwachungszone um den Tierpark gebildet werden, in denen umfangreiche Verbringungsregelungen für die Schweine und Schweineprodukte gelten würden. Für die Umgebung des Tierparks würden zudem weitere einschneidende Reglementierungen notwendig sein, wie bspw. Ernteverbote oder Wegegebote im Reinhardswald.
- Wirtschaftliche Existenz: Eine unbestimmt lange Betriebsschließung hätte erhebliche wirtschaftliche Folgen und würde die Existenz des Tierparks und der damit verbundenen Arbeitsplätze gefährden.
Die Reglementierungen, die auch hier über Jahre gelten, würden im 10-Kilometer-Radius 40 Betriebe mit ca. 7800 Hausschweinen betreffen; nimmt man die Gemarkungsgrenzen, wie im Seuchenfall üblich, als Begrenzung für die Sperrzonen, wären 74 Betriebe mit ca. 17.820 Schweinen betroffen. Das wären fast die Hälfte aller Hausschweine im Landkreis. Zudem würden die Sperrzonen auch das angrenzende Bundesland Niedersachsen betreffen.
Der Tierpark hat zwar seit dem ASP-Ausbruch in Südhessen die Biosicherheitsmaßnahmen bei den Schweinegehegen vor allem durch zusätzliche Einzäunungen verstärkt. Der Ausbruch der ASP in einem Wildgatter im Kreis Bergstraße im letzten Jahr hat aber gezeigt, dass auch eine dreifache Abzäunung und jegliche Biosicherheitsmaßnahmen eine Virus-Einschleppung scheinbar nicht verhindern konnte. Auch die Wisent Wildnis Wittgenstein in Bad Berleburg hat die Auswirkungen des Funds eines ASP-positiven Wildschweins im Park zu spüren bekommen; der Park ist seit dem 6. Juli 2025 für den Besucherverkehr geschlossen.
Die Leiterin des Fachbereichs Veterinärwesen‐ und Verbraucherschutz, Dr. Sabine Kneißl ergänzt: „Unabhängig von der Wanderbewegung der Wildschweine ist die Gefahr durch einen sogenannten Punkteintrag im Landkreis Kassel immer gegeben. Typische Gefahrensituationen für eine Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest sind beispielsweise rohe Wurst‐ und Fleischprodukte von infizierten Wild‐ oder Hausschweinen, die in der Natur entsorgt werden.“
In diesem Zusammenhang appellieren der Tierpark Sababurg und der Fachbereich Veterinärwesen erneut eindringlich an alle Bürgerinnen und Bürger: „Werfen Sie keine Wurst- oder Schinkenbrote und andere Speisereste in der Natur, auf Parkplätzen oder in öffentlich zugänglichen Mülleimern weg! Speisereste dürfen nur in geschlossenen, wildschweinsicheren Mülleimern entsorgt werden.“
Informationen zur Afrikanischen Schweinepest (ASP)
Bei der ASP handelt es sich um eine fast immer tödlich verlaufende Viruserkrankung der Haus- und Wildschweine, die eine kurze Ansteckungszeit hat und für großes Leid bei den erkrankten Schweinen sorgt. Für den Menschen ist das Virus zwar ungefährlich, aber er trägt durch unsachgemäße Entsorgung von mit dem Virus befallenen Lebensmitteln zur Erregerverschleppung bei. Gerade Touristenhotspots sind deswegen sehr gefährdet für die Weiterverbreitung des Virus.
Hintergrund
Der Tierpark Sababurg, Teil des Eigenbetriebes des Landkreises Kassel, hat mit seinem historischen Erbe eine kulturhistorische Bedeutung. Diese Besonderheit gilt es zu vermitteln, zu bewahren und fortzuführen. Der Tierpark ist eine betriebswirtschaftlich geführte, öffentliche Bildungs- und Freizeiteinrichtung, die, mitten im Reinhardswald gelegen, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich ist. Die Tiere werden so artgerecht wie möglich in weitläufigen und naturnah gestalteten Anlagen gehalten. Wo immer möglich, sollen Besucher die Tiere auch hautnah in Kontaktbereichen oder ohne störende Zäune erleben können und die Tiere großzügige Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung haben. 
Pressesprecherin Alia Shuhaiber
Wilhelmshöher Allee 19 - 21
34117 Kassel


